Systemtherapeutische Begleitung von Familien

Benötigt eine betroffene Familie eine längerfristige Unterstützung, so kann diese stufenweise erfolgen. Die Familie wird in die Hilfeplanung einbezogen. Gemeinsam wird ein geeigneter Unterstützungsrahmen bestimmt. Dabei ist es möglich, dass die Begleitung auch im häuslichen Umfeld der Familie stattfindet.

Stufe 1 – Phase der Klärung

In der Phase der Klärung geht es um ein umfassendes Verständnis der Problemlage in der betroffenen Familie. Desweiteren ist es bedeutsam, die Fähigkeiten und Ressourcen einzelner Familienmitglieder heraus zu stellen, bewusst und nutzbar zu machen. Eine Stressreduktion und Entlastung der Familie ist ebenfalls Ziel der therapeutischen Begleitung.
Die besondere Aufmerksamkeit gehört den mit betroffenen Kindern.
Die einzelnen Sitzungen können wahlweise mit den Eltern, den Kindern oder der ganzen Familie erfolgen, wobei in der Regel zwei Therapeuten den Prozess begleiten.
Sofern eine soziale Netzwerkarbeit mit Kindergärten, Schulen oder dem Jugendamt sinnvoll erscheint, wird dieses bereits in Phase 1 eingeleitet. Das Einverständnis der einzelnen Familienmitglieder wird in jeder Phase des Prozesses eingeholt.

Relevante Ziele der Klärungsphase:

• Paar- und Elterndynamik erkennen
• Klärung des Umgangs mit der Erkrankung im Familiensystem
• Ergänzung der Sichtweise der Eltern durch die Sichtweise der Kinder
• Aussprechen von Ängsten, Sorgen und Belastungen
• Psychoedukation
• Emotionale Entlastung der Kinder/des Partners
• Herausarbeitung der familiären Kommunikation
• Aktivierung von Ressourcen aller Familienmitglieder
• Netzwerkarbeit
• Einbeziehung von Unterstützern
• Umgang mit möglichem Verlust eines Elternteils/Partners

Stufe 2 – Flexible Anschlussphase

Die flexible Anschlussphase kommt dann zum Tragen, wenn die bisherige Unterstützung als entlastend und hilfreich beschrieben und ein weiterer Bedarf von der Familie formuliert wird. Eine weiterführende Begleitung erfolgt nach erneuter Planung mit der Familie.

Relevante Ziele der flexiblen Anschlussphase:

• Stärkung der Erziehungskompetenzen und der elterlichen Präsenz
• Erweiterung von Problemlösekompetenzen in der Familie
• Umgang mit der Erkrankung im Familiensystem
• Psychoedukation
• Emotionale Entlastung der Kinder/des Partners
• Förderung von Offenheit in der familiären Kommunikation
• Aktivierung sozialer Ressourcen der Kinder bzw. der Familie
• Einbeziehung von Unterstützern
• Umgang mit möglichem Verlust eines Elternteils/Partners
• Trauerbegleitung nach Verlust eines Elternteils/Partners

Die Erfahrungen zeigen (Pilot-Studie einer aufsuchenden Familientherapie bei Familien von Müttern mit gynäkologischen Malignomen in Zusammenarbeit mit der Universitätsmedizin Göttingen), dass bereits mit Beendigung der ersten Stufe der Begleitung das therapeutische Ziel erreicht sein kann.